Viel handwerkliche Praxis im OP
Die OTA-Ausbildung ist ein eigenständiger Bildungsweg, auf dem eine gezielte Vorbereitung für den Arbeitsplatz Operationssaal erfolgt: Bereits in der dreijährigen Ausbildungszeit überwiegt der praktische Teil. „Die gesetzlichen Vorlagen sehen neben den rund 1600 Stunden Theorie vor allem auch über 3000 Stunden Praxis vor“, weiß Lydia Steiner, Leiterin des zukünftigen OTA-Lehrgangs an der GuKPS Feldkirch. „Die Gruppengrößen werden angenehm klein gehalten und etwa zehn bis 18 Teilnehmer:innen pro Klasse umfassen.“
Voraussetzung für den Beginn einer OTA-Ausbildung ist ein Mindestalter von 17 Jahren. Über die Aufnahme entscheidet jeweils eine fachkundige Kommission. Die Lernfelder sind breit gefächert und erstrecken sich von den Grundsätzen professioneller operationstechnischer Assistenz über Infektionslehre und Hygiene, Anatomie und Physiologie, Notfall- und Akutmanagement, Patientenversorgung im OP und in der Endoskopie bis hin zu Operationstechniken und spezieller Instrumentenkunde. Das Berufsfeld ist dadurch vor allem auch für jene interessant, die handwerkliches und technisches Geschick mitbringen. „Durch den intensiven praktischen Teil ist die notwendige Einarbeitungsphase bei Berufsantritt für die OTA kürzer als bei der regulären Pflegeausbildung“, fasst Michael Scheffknecht, Pflegedirektor am Landeskrankenhaus Feldkirch, zusammen. „Denn der Tätigkeitsbereich ist viel enger gefasst und die theoretische und praktische Ausbildung kann viel zielgerichteter erfolgen: bei der OTA-Ausbildung findet beinahe die gesamte praktische Ausbildung im OP statt.“
Stärken der Personaldecke
Der Kernbereich der OTA ist die Assistenz bei Operationen. Sie bereiten den Saal für Operationen vor, machen Geräte gebrauchsfertig, kennen die Instrumente und unterstützen das ärztliche Personal direkt bei den Eingriffen. Gerade was die Entwicklung der modernen Medizin und die damit verbundene Instrumentenkunde betrifft, ist ein ständiges Dazulernen garantiert. Daneben ermöglicht die Ausbildung den Operationstechnischen Assistent:innen auch den Einsatz in Notfallambulanzen, Schockräumen, in der Endoskopie sowie in Aufbereitungseinheiten für Medizinprodukte. „Da wir in den kommenden Jahren einen großen Personalbedarf vor allem im Bereich des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege erwarten, hilft es natürlich, wenn hier Stellen auch mit OTA besetzt werden können“, erklärt Michael Scheffknecht. „Vor allem im OP sehe ich hier sehr gute Einsatzmöglichkeiten. In den Notfallambulanzen wird es aber immer auch diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal brauchen.“
Wie in anderen Berufsfeldern auch, unterliegt die Personaldecke im Pflegebereich natürlichen Schwankungen, die von Pensionierungen, Personalabgängen und Karenzen abhängig sind. „In den vergangenen drei Jahren sind alleine im OP-Bereich des LKH Feldkirch jährlich zehn bis 15 neue Mitarbeiter:innen eingestellt worden - Bereiche wie Endoskopie oder Notfallambulanzen noch gar nicht mitgezählt“, resümiert der Pflegedirektor. „Um das Personal auch zahlenmäßig zu stärken, sind verschiedenste Lösungsansätze gefragt“, erklärt Lehrgangsleiterin Lydia Steiner. „Die Mitarbeiter:innen unserer Schule bemühen sich um attraktive Ausbildungsangebote – immer in Kooperation mit den Kolleg:innen in der Praxis. Nur gemeinsam kann die gewünschte Ausbildungsqualität gewährleistet werden.“
EU-weite Anerkennung
Zusätzlich soll die Durchlässigkeit zwischen dem medizinischen Beruf der Operationsassistenz (Berufsgruppe mit einjähriger Ausbildung) und der neuen Operationstechnischen Assistenz gefördert werden: So wird es den Operationsassistent:innen erleichtert, sich als OTA weiterzubilden: „Es soll künftig eine Möglichkeit zur Weiterqualifizierung mit einer Dauer von zwei Jahren geben“, erklärt Michael Scheffknecht. Umgekehrt ist die Möglichkeit geschaffen worden, nach dem ersten OTA-Ausbildungsjahr zu einer Berufsberechtigung im Medizinischen Assistenzberuf zu gelangen. Und: „Ab dem zweiten Ausbildungsjahr kann die OTA-Ausbildung auch im Rahmen eines Dienstverhältnisses mit einer Krankenanstalt erfolgen“, ergänzt Lydia Steiner. Das macht die Ausbildung vor allem auch für Berufsum- und Quereinsteiger:innen attraktiv. Daneben gibt es während der Ausbildungszeit diverse Förderangebote – etwa über die "connexia Implacementstiftung“.
Die offizielle Registrierung des neuen Berufes macht es nun auch für all jene einfacher und unbürokratischer in Österreich zu arbeiten, die im Ausland OTA-Kompetenz erworben haben. Zwar erlaubt das EU-Gesundheitsberufe-Anerkennungsgesetz bereits seit einigen Jahren, dass Personen mit einer OTA-Ausbildung in einem EU-Land eine partielle Berufszulassung für den OP-Bereich in Österreich bekommen. „Allerdings war dazu immer eine Einzelfallprüfung im Gesundheitsministerium erforderlich“, erklärt Pflegedirektor Scheffknecht. „Mit dem neu geschaffenen Berufsbild dürfte diese Anerkennung innerhalb der EU deutlich einfacher werden.“ An den Landeskrankenhäusern waren und sind bereits vereinzelt OTA aus Deutschland mit partieller Berufsanerkennung im Einsatz. In spätestens dreieinhalb Jahren werden nun die ersten in Österreich ausgebildeten Absolvent:innen ihre Arbeit in Vorarlbergs Spitälern aufnehmen.
Weitere Infos -> siehe Ausbildungen -> OTA.